Südwestdeutschland gilt als klassisches Land der Geologie und Paläontologie. Schon im 17. Jahrhundert wurden von hier Fossilien aus dem Jura beschrieben, später gelangten sie durch Handel in viele herrschaftliche und private Sammlungen in ganz Europa. In manchen Gegenden der Schwäbischen Alb und ihres Vorlands waren das Sammeln und der Verkauf von Fossilien ein willkommenes Zubrot für die einheimische Bevölkerung, so dass sich hier weit mehr als anderswo ein Bewusstsein und ein Verständnis für die versteinerten Zeugen der erdgeschichtlichen Vergangenheit herausbildete. Heute sind es vor allem die reichen Fundmöglichkeiten in den Juraschichten, die Sammler und Fachleute teils von weit her anziehen.
Die triassischen Schichten Südwestdeutschlands und ihre Fossilien gelten dagegen - bis auf wenige bekannte, ja geradezu ikonische Ausnahmen wie die Seelilien des Muschelkalks oder die riesigen Amphibien des Keupers - als wenig interessant: Komplizierte Schichtfolgen, eine allgemein geringe Fossildichte und ein oft hoher präparatorischer und konservatorischer Aufwand zur Bewahrung der Funde lassen den Jura wesentlich attraktiver erscheinen. Jedoch, gerade das Wechselspiel ganz unterschiedlicher Ablagerungsbedingungen - mal Meer, mal See, mal Küstenebene - in mitunter kurzem zeitlichem und räumlichem Wechsel sorgte in der Trias Südwestdeutschlands für eine einzigartige Vielfalt an Gesteinen und Fossilien.
Seit Mitte der 1990er Jahre beschäftige ich mich schwerpunktmäßig mit der südwestdeutschen Trias, wobei der Fokus auf dem Unterkeuper Württembergs liegt. Nicht nur das Sammeln von Fossilien sondern auch die Deutung der geologischen Befunde hinsichtlich der Entwicklung der Ablagerungsräume und der Paläogeografie haben mich in ihren Bann gezogen. Eines ist richtig: Im Vergleich zu den Möglichkeiten in den Schichten des Juras ist das Fossiliensammeln in der Trias oft hartes Brot und nicht immer von Erfolg gekrönt. Die gleichen Gegebenheiten, die die so vielfältige Schichtfolge mit ihrem ebenso abwechslungsreichen Inhalt an fossiler Fauna und Flora geschaffen haben, sorgen in der Regel dafür, dass Fossilien selten sind und häufig auch nicht gut erhalten.
Die Trias nimmt eine herausragende Stellung unter den Erdzeitaltern ein: Unter ganz besonderen geografischen und klimatischen Bedingungen bildete sich in ihr eine einzigartige Lebewelt heraus, die den Übergang vom Erdaltertum zum Erdmittelalter markiert. Viele Pflanzen und Tiere, zum Beispiel die riesenhaften Amphibien, begegnen einem hier letztmalig in der Erdgeschichte, während andere, wie die Schildkröten, Dinosaurier und viele Gruppen von Meeresechsen, in der Trias ihren Anfang nahmen und für viele Millionen Jahre - auch weit über das Ende der Trias hinaus, sogar teils bis heute - bedeutende und weit verbreitete Elemente der Lebewelt stellten. Mit Akribie und Geduld lassen sich die Puzzlestücke, die sich aus der Betrachtung und Interpretation der Gesteinsschichten und ihrer Fossilien ergeben, zu einem lebendigen Bild der damaligen Zeit, ihrer Umweltbedingungen und ihrer Pflanzen- und Tiergesellschaften zu Lande und zu Wasser zusammensetzen. Es ist dieses Puzzlespiel - und die Tatsache, dass es weiterhin viele Lücken enthält, die jedes Mal aufs neue zu tiefergehender Beschäftigung einladen -, das mich so fasziniert und das mir das Fossiliensammeln und Forschen in der Trias Südwestdeutschlands über alle Maßen lohnenswert erscheinen lässt.
Mit dieser Website möchte ich die vielen Puzzleteile ordnen und als Bild darbieten: Weder nur eine Galerie besonders schöner Fossilien noch eine trockene Litanei der bislang bekannten Fakten und Interpretationen. Sondern eine geordnete Darstellung der über die Zeit erfolgten Veränderungen von Klima und Geografie und der gleichsam damit einher gehenden Veränderung von Lebensräumen und deren Flora und Fauna.
So vieles ist an Fachliteratur allein über die Trias Südwestdeutschlands veröffentlicht worden, dass diese Seite keinesfalls eine vollumfängliche Zusammenfassung aller Erkenntnisse sein kann und auch kein Katalog der bekannten fossilen Tier- und Pflanzenarten. Bitte verstehen Sie sie lediglich als eine Einführung, als eine Anregung zu eingehenderer Beschäftigung mit der Trias, wenn Sie möchten. Erkenntnisse werden in der Fachwelt ständig verfeinert, Informationen und Zusammenhänge neu und andersartig interpretiert, mitunter sogar vollständig revidiert. Aus den Literaturverweisen im Text können Sie entnehmen, woher ich die dargebotenen Informationen bezogen habe, und auf welchem Stand sie sind. Mit der Verfügbarkeit neuer Forschungsergebnisse wird diese Seite laufend aktualisiert, und ebenso bringe ich neue Informationen und Interpretationen nebst Fossilfunden aus meiner eigenen Tätigkeit als Hobbygeologe und Sammler ein. Ganz wie sich in der Trias die Bedingungen stetig gewandelt haben, so soll auch diese Seite den Veränderungen folgen, die sich durch die voranschreitende Forschung ergeben.
Ganz besonders danken möchte ich Herrn Xaver Donhauser, Bonn, der sich des Layouts und der funktionalen Implementierung dieser Webseiten angenommen hat und dabei stets für meine Wünsche und Ansprüche offen war.
Auch und nicht zuletzt wünsche ich Ihnen, jenseits der vielen Worte von Fakten und Daten, viel Freude bei der Betrachtung von Fossilien und Aufschlussbildern.
- Rainer Albert, im April 2018